Die Schlange ist noch immer lang, die Töpfe sind bereits fast leer. Sämtliche Mahlzeiten, welche die Ehrenamtlichen am Vortag in der Küche beim Petrussaal gekocht haben, sind bereits ausgegeben: 160 Portionen Couscous mit Gemüse und Hähnchenschlegel. Tosca Szmrecsanyi schaut, was der Gefrierschrank noch an Essbarem hergibt. Zum Glück haben die Initiatorin und ihre Ehrenamtlichen von „gemeinsam genießen“ noch etliche Reste von anderen Tagen, die sie in die Mikrowelle schieben, sowie tiefgekühlte Maultaschen und andere Gerichte für den Notfall. Keine und keiner soll mit leerem Essensbehälter heimgehen müssen.
Seit 2017 Jahren sorgt die Privatinitiative „gemeinsam genießen“ an zwei Tagen am Monatsende für warme Mahlzeiten für Bedürftige. Denn nicht wenigen geht, kurz bevor die Rente oder Sozialleistungen ausgezahlt werden, das Geld aus. Seit der Corona-Pandemie gibt es das Essen „to go“, und die Menschen stehen mit Joghurt-Eimerchen und anderen Behältern Schlange.
Doch nach wie vor ist Gelegenheit, um „gemeinsam genießen“ zu können: Im Petrussaal gibt es Kaffee und Kuchen, den Hobbybäckerinnen gespendet haben. Das süße Gebäck ist begehrt die 140 Kuchenstücke sind bald vergeben. Ob jeder, der sich hier anstellt, wirklich bedürftig ist?
„Wir fragen nicht danach“, betont Tosca Szmrecsanyi. Niemand muss einen Nachweis erbringen, denn wer hierher kommt, hat es nötig. Inflation, Energiepreise und die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, tragen dazu bei, dass der Bedarf deutlich gestiegen ist.
Sämtliche Lebensmittel werden mit Spenden finanziert, die etwa zwölf Mitarbeitenden schaffen alle rein ehrenamtlich.
„Sie bezahlen sogar die Parkgebühren“, die während ihres Einsatzes anfallen, hebt eine 67-Jährige hervor. Von ihrer kleinen Rente bleiben ihr nach Abzug der Fixkosten etwa 330 Euro. Sie klage nicht, sie komme über die Runden, betont sie. Die Neu-Ulmerin kommt regelmäßig zu „gemeinsam genießen“ und ist, wie die meisten Stammgäste, sehr dankbar für das Angebot.
Jeweils am 22. und 28. eines Monats gibt es das Essen – unabhängig vom Wochentag. Die Gäste schätzen die Mahlzeiten und auch die Möglichkeit, sich zu treffen.
„Und wenn ich mal einen kleinen Betrag übrighabe, spende ich etwas“, sagt eine Frau, die seit vielen Jahren kommt.
Die „Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz“ hat das Projekt „gemeinsam genießen“ 2023 mit 2.000 Euro unterstützt.
Über die Initiative „gemeinsam genießen:
„gemeinsam genießen“ ist eine Privatinitiative, die 2017 von Tosca Szmrecsanyi gegründet wurde. Alle Mitarbeitenden sind ehrenamtlich, die Mahlzeiten werden rein über Spenden finanziert und kostenlos an Bedürftige ausgegeben.
Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz
IBAN: DE25 7305 0000 0444 0440 44
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen
Verein zur Förderung der Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz e.V.
IBAN: DE69 7306 1191 0005 7906 38
VR-Bank Neu-Ulm eG