Plötzlich ist alles anders: Ein geliebter Mensch, dem man alles anvertrauen konnte, ist nicht mehr da und wird nicht wiederkommen. Kinder und Jugendliche reagieren unterschiedlich auf den Tod eines ihnen nahestehenden Menschen. Sie drücken ihre Trauer unterschiedlich aus – und manchmal versuchen sie auch, sie zu verstecken. Die Kinder- und Jugendgruppen von „Lacrima“ helfen ihnen dabei, ihre Trauer zuzulassen, darüber zu sprechen und den Verlust zu verarbeiten.
Seit 2018 besteht das Angebot der Johanniter-Unfall-Hilfe in Neu-Ulm. Derzeit kommen jeweils maximal neun Kinder zwischen 6 und 12 Jahren regelmäßig in zwei Kindergruppen und Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren in der Jugendgruppe zusammen. Manche von ihnen haben Mama oder Papa verloren, andere trauern um Oma, Opa, Bruder, Schwester, Onkel, Tante, andere Angehörige oder auch um einen Freund oder eine Freundin.
„Wir machen da keinen Unterschied. Jeder Tod eines nahestehenden Menschen kann Kinder komplett aus der Bahn werfen“, sagt Lacrima-Leiterin Christine Joos. Sie wird bei den Gruppenstunden stets von vier Ehrenamtlichen unterstützt. So können die Betreuenden individuell auf die Kinder und Jugendlichen eingehen. Die sind oft sehr erleichtert, wenn sie feststellen, dass sie nicht die Einzigen sind, die um einen Verstorbenen trauern. Manche sind laut Christine Joos gehemmt, daheim in der Familie, die ja ebenfalls trauert, ihre Gefühle zu zeigen. Mädchen, deren Mutter gestorben ist, übernehmen nicht selten deren Aufgaben und hätten gar keine Zeit, traurig zu sein. Außerdem müssen sie damit klarkommen, dass sich Mitschülerinnen, Lehrer oder Nachbarn ihnen gegenüber unsicher verhalten. Bei Lacrima können sie über alles sprechen.
Zu Beginn jeder Gruppenstunden zünden alle eine Kerze an für den Menschen, um den sie trauern. Das Ritual verdeutlicht, weshalb sie hier sind, und schafft Verbundenheit. Zum Reden über den Tod und alles, was sie in diesem Zusammenhang bewegt, kommen die Kinder aber eher beim Spielen, Malen, Basteln, weiß Christine Joos. Besonders wichtig sei, mit den 6- bis 17-Jährigen altersgemäß, aber trotzdem ehrlich zu sprechen – ohne Verklausulierung und Beschönigung. Die Formulierung, jemand sei „friedlich eingeschlafen“ könnte dazu führen, dass Kinder Angst haben vor dem Schlafen.
Die Frage, wie sie über den Tod sprechen sollen, beschäftigt auch die Eltern und anderen Erwachsenen in den Familien. Deshalb bietet Lacrima auch Gruppenstunden für Eltern an.
„Auch die Erwachsenen sollen ihren Raum bekommen“, unterstreicht Christine Joos. Sie fragten sich beispielsweise, ob es normal ist, wenn ihr Kind plötzlich gerne in die Schule geht oder aber schlechte Noten heimbringt. So kommt es vor, dass Joos intensive Elterngespräche führt und sie bei Bedarf auch zum Gespräch mit den Lehrkräften begleitet.
„Der Einsatz von Lacrima endet nicht nach den Gruppenstunden“, betont sie. Besonders freut es sie, wenn sich Kinder und Jugendliche untereinander über ihre Erfahrungen austauschen – und sich auch anfreunden. In der Regel werden sie maximal zwei Jahre von Lacrima begleitet, manchen genügen auch ein paar Monate.
Die Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz hat Lacrima 2023 mit 1.000 Euro unterstützt.
Über Lacrima:
Lacrima bietet Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche sowie für Elterngruppen an. Die Gruppen kommen alle zwei Wochen zusammen. Das Angebot ist kostenlos für die Teilnehmenden und finanziert sich rein über Spenden. Die Spenden werden für die hauptamtliche Leitung, für Miete, Bastelmaterial, Ausflüge und sonstige Unternehmungen benötigt. Träger ist die Johanniter-Unfall-Hilfe.
Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz
IBAN: DE25 7305 0000 0444 0440 44
Sparkasse Neu-Ulm - Illertissen
Verein zur Förderung der Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz e.V.
IBAN: DE69 7306 1191 0005 7906 38
VR-Bank Neu-Ulm eG